Die Gattung Utricularia umfasst mehr als 220 Arten und ist somit die größte Gattung unter den fleischfressenden Pflanzen. Leider befindet sich etwa die Hälfte der Arten noch nicht in Kultur. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Fangorgane dieser Pflanzen versteckt unter der Erde (oder unter Wasser) liegen. Kleine Beutetiere werden dort mittels Unterdruck in die ca. 0,5 bis 5 mm großen Fangbläschen gesaugt (vielleicht die schnellste Bewegung im Pflanzenreich?). Die Blüten lassen farblich keine Wüsche offen: es gibt gelbe, blaue, rote, pinke, gemusterte,... von klein bis groß ist auch alles dabei. Einige Blüten (z.B. die der Sektion Orchidioides) ähneln sogar Orchideen. Falls sie mal nicht blühen sollten, sehen sie teils etwas unspektakulär aus, weshalb ich schon mehrfach gefragt wurde, ob ich Unkraut kultiviere. Dennoch gehört diese Gattung zu meinen Lieblingsgattungen.
Hier nun einige Infos und ausgewählte Arten im Detail:
Epiphyten - Knollen - Terrestrische Arten (subtropisch) - Terrestrische Arten (tropisch)
Licht: hell bis halbschattig
Luftfeuchtigkeit: >70 %
Temperatur: Tag: 20-25 °C, Nacht: 10-15 °C, im Winter etwas kühler
Substrat: Torf-Sand-Perlite-Sphagnum-Gemisch oder reines Sphagnum (tot oder lebendig)
Wasser: leichter Anstau, von oben bewässern
Vermehrung: Teilung, Samen
Utricularia alpina
Eigene Erfahrungen:
Utricularia alpina war mein erster Schritt auf dem Weg in Richtung Utricularia quelchii. Von allen Pflanzen der Sektion
Orchidioides ist U. alpina meiner Meinung nach die einfachste Art.
Zuerst hatte ich mit ihr keine Schwierigkeiten und sie hat
sogar geblüht, doch nach einiger Zeit bildete sich auf den Blättern ein weißer Belag: Mehltau. Ich probierte viele
Mittel gegen falschen und echten Mehltau aus, doch ein paar Tage später tauchte immer wieder dieser Belag auf. Also beschloss ich
die Pflanze in mein Hochlandterrarium zu stellen. Ich entfernte zusätzlich die befallenen Blätter, um eine Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden.
Nach einiger Zeit wuchs die Pflanze dann wieder schnell weiter.
Im Laufe der Zeit legte ich mir diverse Formen dieser Art zu. Diese blüten auch sehr zahlreich. Auch einige Versuche mit Gittertöpfen waren sehr erfolgreich.
Als Substrat eignet sich vor allem Sphagnum besonders gut.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia campbelliana
Eigene Erfahrungen:
Zuerst habe ich mich an diese Art nicht herangetraut, da die Kultur sehr anspruchsvoll ist. Doch als ich mir sicher
sein konnte, dass ich dieser relativ seltenen Pflanze diese Bedingungen auch bieten konnte, stand einem Erwerb nichts mehr im Weg.
Am Anfang lief noch alles glatt, doch schon nach wenigen Tagen verlor die Pflanze alle Blätter.
Doch schon einen Tag später wurde das erste neue Blatt gebildet. Danach wuchs sie relativ gut.
Ich hielt die Pflanze danach etwas trockener, da sie anfänglich wohl zu feucht stand. Leider verschwand diese
Art trotz Beregnungsanlage nach einigen Monaten.
Nach einiger Zeit legte ich mir erneut eine Pflanze zu. Auch diese verlor ich nach etwa 2 Jahren.
Nun besitze ich seit einiger Zeit wieder diese wunderschöne Art, die ich in totem und lebendem Sphagnum kultiviere. Da ich mich nun strikter an
die Nachtabsenkung halte, wächst sie endlich auch vernünftiger als zuvor und blüht auch immer mal wieder.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia longifolia
Eigene Erfahrungen:
Dieser Wasserschlauch bildet die größten Blätter der Gattung aus. Sie
können über 1 m lang werden.
Am Anfang hatte ich mit dieser Pflanze noch keine Probleme (eventuell nur Platzprobleme) und sie blühte sogar.
Der Blütenstiel hätte dabei fast meine Terrariumabdeckung erreicht. Deshalb musste ich die Pflanze immer wieder
an ein sonniges Plätzchen stellen, da sie schon die Leuchtstoffröhren berührte.
Da ich die Pflanze für längere Zeit an einen anderen Ort stellen musste, bekam sie leider Mehltau. Die Blüte
war zum Glück nicht davon betroffen. Leider gewann der Mehltau dann aber doch die Oberhand und die Pflanze ging schnell ein.
Meine erste U. endresii entpuppte sich leider als falsch bestimmte U. longifolia. Kein Wunder, dass die Pflanze wie Unkraut wuchs und innerhalb
eines Jahres einen 9er Topf komplett durchwurzelte. Auch diese Pflanze wurde wieder von Mehltau befallen.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia nelumbifolia
Eigene Erfahrungen:
Die Pflanze stand zuerst einige Zeit in meinem Hochlandterrarium. Leider fühlte sie sich dort nicht sehr wohl, weshalb ich sie nach ein paar Monaten auf die
Fensterbank (Südseite) verfrachtete. Dort entwickelte sie sich viel besser. Vielleicht lag es auch daran, dass sie im Terrarium relativ trocken stand. Auf der Fensterbank überflutete
ich sie regelmäßig. Nach einem kühlen Winter bildete die Pflanze endlich auch einen Blütenstiel aus.
Nach erfolgreicher Bestäubung erhielt ich viele Samen (siehe Bestäubung),
die in Rekordzeit keimten. Eine wirklich spektakuläre Eigenschaft dieser Art.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia quelchii
Eigene Erfahrungen:
Diese Pflanze wächst auf den Tafelbergen (Tepuis) Venezuelas und ist in Kultur relativ selten.
Es war immer eines meiner großen Ziele irgendwann diese Pflanze zu kultivieren. Ich kultiviere nun verschiedene Standortformen dieser Art:
{Auyan Tepui}
Der Ableger, den ich bekommen hatte, bildete schon nach kürzester das erste Blatt aus. Zuerst hatte ich sie in einer
wilden Mischung (ich weiß nicht mehr, was da alles drin war, doch es war eine Menge), doch dann kultivierte ich sie in
reinem toten Sphagnum in einem Gittertopf und sie fühlt sich anscheinend wohl, da sie mehrere Bätter
auf einmal bildete. Durch die etwas wärmeren Tagestemperaturen im Sommer wurden ein paar Blätter an der Spitze gelb. Ansonsten hatte die Pflanze
den Topf gut durchwurzelt.
Leider verlor ich diese Pflanze nach ein paar Jahren beim Versuch Asseln zu beseitigen.
Wenige Wochen später legte ich mir eine neue Pflanze zu. Diese blüte überraschend wenige Monate später. Seitdem blüht die Pflanze jedes Frühjahr. Als Substrat verwende ich lebendes Sphagnum.
{Ilu Tepui}
Diese Standortform ist nicht ganz so empfindlich wie "Auyan Tepui". Die Blätter rollen sich nicht ein und werden auch nicht
so schnell gelb. Dafür wächst die Pflanze aber deutlich langsamer. Im Sommer tut sich manchmal so gut wie gar nichts. Erst gegen Herbst kommen
ein paar neue Blätter und Ausläufer zum Vorschein. Insgesamt scheinen die Blätter dieser Form übrigens etwas kleiner/kürzer zu sein.
Schwierigkeitsgrad:
Licht: hell
Luftfeuchtigkeit: >70 %
Temperatur: Sommer: 20-25+ °C, Winter: 10-15 °C
Substrat: Torf-Sand-Gemisch
Wasser: Anstau teils bis zum Topfrand, Ruhephase: komplett trocken (U. menziesii) oder kein Anstau
Vermehrung: Knollen, Samen
Utricularia menziesii
Eigene Erfahrungen:
Eine begehrte Art mit einer hübschen roten Blüte. Leider ist sie aber nicht ganz einfach, da sie sich im
Sommer während der Trockenzeit komplett in ihre Knollen zurück zieht.
Die Knollen kann man dabei ausgraben und in einem Zippbeutel (und lichtgeschützt) aufbewahren. Im September/Oktober kann man sie dann wieder
in Substrat setzen und langsam mit einigen Wassertropfen anfeuchten. Sobald dann die ersten Blätter erscheinen, kann man den Topf im Anstau halten
oder auch komplett bis zur Substratoberfläche überfluten. Die ersten Blüten erscheinen dann meistens im Januar. Gegen April fängt die Art dann
langsam an sich zurück zu ziehen (Blätter werden gelb). Das ist dann das Zeichen langsam weniger zu gießen. Wenn die letzten Blätter verschinden, kann man den Topf austrocknen lassen.
Diese Art produziert bei erfolgreicher Bestäbung relativ viele Samen, welche auch eine gute Keimrate besitzen.
Das einzige Problem ist nur die lange Wartezeit. Wenn man die Samen im April aussäht, keimen sie teils erst im Januar des nächsten Jahres.
Schwierigkeitsgrad:
Licht: hell - halbschattig
Luftfeuchtigkeit: >60 %
Temperatur: ganzjährig 20-25 °C, kann im Winter aber auch kühler gehalten werden (10 °C)
Substrat: Torf-Sand-Gemisch
Wasser: Anstau
Vermehrung: Teilung, Samen
Utricularia flaccida
Eigene Erfahrungen:
Genau wie Utricularia alpina stand auch Utricularia flaccida in meinem ersten Terrarium. Sie breitete sich
sofort im gesamten Topf aus. Ein paar Monate später fielen mir seltsame kleine schwarze Kügelchen auf der
Substratoberfäche auf: ein Schleimpilz, den man normalerweise nicht los wird, hatte den Topf befallen. Ich wollte eigentlich schon
den ganzen Topf wegwerfen, doch ich beschloss ein paar Blätter inklusive Ausläfern übrig zu lassen.
Aus den Ausläufern kam nichts, doch aus den Blättern entwickelten sich Blattstecklinge. Danach breitete sich die Art gut aus und
verschwand nach der Blüte erst einmal für eine Weile.
Besonders auffällig sind übrigens die relativ dicken Tropfen am Stiel bei den Blüten.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia livida
Eigene Erfahrungen:
Utricularia livida war meine erste Utricularia. Sie lässt sich genauso leicht halten wie Utricularia
sandersonii und ist auch sehr blühfreudig. Mit ihr habe ich das erste Mal Trauermücken
und sogar Blattläuse eingeschleppt. Nach dem erbitterten Kampf weiß ich, dass diese Pflanze fast alles überlebt.
Einmal habe ich durch erfolgreiches bestäuben einer Blüte Samen erhalten, doch leider keimten diese nicht.
Schwierigkeitsgrad:
Utricularia nephrophylla
Eigene Erfahrungen:
Am Anfang bildete diese litophytische Pflanze sehr viele Blütenstiele (ca. 25) aus.
Die Blätter dieser Pflanze wurden leider angefressen. Die Übeltäter waren zu meinem Erstaunen Trauermückenlarven. Und erneut
"wuchsen" in meinem Hochlandterrarium für kurze Zeit Gelbsticker.
Leider verlor ich diese Art beim Versuch die Trauermücken mit der chemischen Keule loszuwerden, da die Gelbsticker nicht den gewünschten Erfolg erbracht hatten.
Schwierigkeitsgrad:
Licht: hell - halbschattig
Luftfeuchtigkeit: >70 %
Temperatur: ganzjährig 20-25 °C, im Winter nicht unter 20 °C
Substrat: Torf-Sand-Gemisch
Wasser: Anstau
Vermehrung: Teilung, Samen
Utricularia bifida
Eigene Erfahrungen:
Diese kleine Art habe ich vor vielen Jahren mal als Teilstück erhalten. Normalerweise wächst sie eigentlich recht
schnell, doch im Winter (besonders, wenn die Temperaturen zu kalt sind), kann sie schon mal oberirdisch komplett verschwinden.
Sie taucht dann meistens im Frühjahr wieder auf oder kann über Samen vermehrt werden, welche normalerweise im Herbst gewonnen werden können.
Schwierigkeitsgrad: